Borneo…Eine Tour durch den Naturriesen!
20. August 2009 von Thommy
Borneo – das klang für mich immer schon ganz besonders. So wie Fidschi, Papua-Neuguinea oder Galapagos. Sehr weit weg, sehr unbekannt und fremd und für eine Reise sehr anziehend. Als wir in vor einem Monat in Nordthailand merkten, wie nah wie an Borneo sein werden und wie leicht und günstig es ist, vom Festland Malaysias auf diese Insel zu kommen, gab es keine Ausrede mehr: Wir mussten dort hin und buchten am nächsten Tag die Flüge!
Nach ein paar sehr entspannten Shopping-, Eis- und Kino-Tagen in KualaLumpur (eine absolute Empfehlung im Vergleich zu anderen asiatischen Metropolen, insbesondere Bangkok!) ging es per Inlandsflug nach Tawau an der Ostseite des malaysischen Borneos. Wir wussten nicht sehr viel über Borneo (und außer unserem Freund Josi geht’s vielen vermutlich ähnlich), deshalb hier eine kurze Geographie-Einweisung: Borneo liegt im chinesischen Meer zwischen (Süd-) Indonesien, dem Festland Malaysias und den Philippinen. Es besteht aus zwei Teilen, der nördliche mit seinen zwei Provinzen gehört zu Malaysia, der südliche gehört zu Indonesien. Touristisch gesehen, scheint der malaysische Teil heute wesentlich einfacher und sicherer zu bereisen und auch die überwiegenden Attraktionen zu beherbergen.
Unsere Ziele in Borneo hatten wir grob abgesteckt und irgendwie war es für uns nicht wirklich überraschend, dass nahezu alle Touristen die gleichen Ziele hatten. Das recht übersichtliche Strassennetz verbindet vor allem die touristischen Attraktionen…und darüber hinaus nicht viel mehr.
Bei unserem ersten Versuch, für die erste Nacht eine Unterkunft und gleich auch ein paar Tauchgänge zu buchen, merkten wir, dass wir bei unserem spontanen Abstecher ausgerechnet in der Hauptreisezeit Borneos gelandet sind. Voll, voll und voll. Wir mussten uns ganz schnell daran gewöhnen, dass die meisten unserer (nun) „Konkurrenten“ bereits vor Wochen ihre Pauschalreise gebucht hatten und somit die restlichen freien Plätze unter den verhältnismäßig wesentlich wenigeren Individualtouristen aufgeteilt werden. First come first serve…planen und viel telefonieren war von nun an angesagt. Glücklicherweise hat alles ganz gut geklappt.
Unser erster Tag war Unterwasser Tauch-Tag. Vor der Ostküste liegt Sipadan, ein absolutes Highlight für alle Taucher. Die Anzahl der täglichen Taucher ist auf 120 begrenzt und wir gehörten nicht zu denen, die sich hier vor drei Monaten oder mehr angemeldet hatten. Wir versuchten eine Menge, die Hintertür oder den Sheriff zu diesem Tauchrevier zu finden und früh morgens schienen wir auch ganz nah dran (wir hätten nur Chinesen sein müssen), am Ende gaben wir aber auf und waren mit drei Tauchgängen auf der direkt neben Sipadan liegenden Insel Mabul zufrieden. Wir sahen eine Menge…ein halbes Duzend Wasserschildkröten, schöne Rochen und riesige Schwärme von Big Eye Jacks. Mitten durch diese Schwärme tauchen ist gigantisch: Ganz sanft gleiten Tausende Fische auseinander, öffnen ein Tor für dich durch das du von vielen großen Augen beobachtet hindurchtauchst, bevor sie das Tor hinter dir wieder schließen. Genial!
Per Minibus ging es sehr früh morgens weiter gen Norden, 5 Stunden bis Sepilok. Das Sepilok Orang-Utan-Zentrum ist eines der wenigen in der Welt und eine großartige Chance, diese coolen Tiere in der Natur zu erleben. Das Zentrum hat eine Art Waisenhaus, in dem junge, verletzte Menschenaffen gepflegt und aufgezogen werden, bevor man sie wieder in die freie Natur integriert. Um Ihnen trotzdem ausreichend Sicherheit zu geben, finden täglich zweimal Fütterungen an einer bestimmten Stelle am Rande des Urwalds statt, zu dem die freigelassenen Orang-Utans entweder erscheinen oder nicht. Langjährige Beziehungen zwischen den Tieren und dem Zentrum bestehen hier, wie die Bilder- und Namensschilder im Eingang zeigten. Wir hatten Glück, eine Mutter saß mit ihrem spielwütigen Baby bereits eine halbe Stunde vor Fütterung geduldig wartend im Baum. Unser Fotoapparat und das Fernglas waren 40 Minuten im Dauereinsatz.
Nächster Stopp: Mount Kinabalu National Park. Andere Backpacker hatten uns schon vor Wochen von dem bekanntesten und höchsten Berg Südostasiens vorgeschwärmt. Der mitten im Park gelegene Mount Kinabalu (4095 Meter) sieht großartig aus mit seiner kantigen Krone und das tollste ist: Man darf und kann ihn besteigen! Wir hatten super Glück und konnten vor einer Woche zwei frei gewordene Plätze für die begrenzte Gipfelbesteigung ergattern. Ich hatte wie es uns von anderen Backpackern geraten wurde, täglich das Büro des Park Office mit Anrufen und Mails genervt, bis sie die Dame auf der anderen Seite endlich schrieb, dass sie gerade eine Absagen hereinbekommen hat und fragt, ob wir diese haben wollen. JA, wir wollen!
Beim Nationalpark angekommen verbrachten wir zunächst zwei Tage mit kleinen Wanderungen. Von unserem Balkon hatten wir einen großartigen Blick auf den Riesen, den wir besteigen wollten. Perfekte Einstimmung! Am nächsten Morgen ging es los. Mit kleinem Gepäck für eine Nacht und dem pflichtmäßigen Guide in unserem Schatten waren wir bereits nach knapp 3,5 Stunden vom Park-Headquarter (1800 Mtr.) an der Berghütte Laban Rata (3200 Mtr) angekommen, von wo es in der kommenden kurzen Nacht zum Gipfel gehen sollte. Die pflichtmäßige Übernachtung dort oben war (zu) teuer, dafür bekam man aber 5 (!) Mahlzeiten während der Wanderung. Selbst Nachts um 2 Uhr, kurz vor dem Aufstieg, war ein großes Buffet vorbereitet.
Unsere Nacht in der „Berghütte“ war kurz und leider nicht sehr erholsam. Obwohl wir um 20 Uhr im Bett lagen, konnte Whit keine Minute schlafen, ich schaffte vielleicht zwei Stunden. Alles war eigentlich perfekt…wir hatten eines der wenigen genialen Doppelzimmer mit eigenem Bad (was wir bis zum Ende nicht verstanden, denn 90% aller Leute schliefen in großen Mehrbettzimmern für den gleichen Preis), aber trotzdem klappte es mit dem Schlafen nicht. Wir vermuten es war eine Kombination aus mangelnder Höhen-Akklimatisierung, der Aufregung über den bevorstehenden Gipfelgang und den 15 bis 20 Tassen Tee, die jeder von uns von Mittags bis Abends während einer sehr langen und spannenden Runde Scrabble tranken.
Unser Guide, den wir quasi nie sahen und der fast nie sprach (- er ist ja auch nur ein O-Ton „Walking Guide“, der uns den richtigen Weg zwischen den hundert anderen Wanderer zeigen soll!?), empfahl uns erst um 3 Uhr loszugehen, andere langsamere würden ab 1:30 Uhr starten. Wir überlegten, dass wir Überholen beim Aufstieg besser finden, als zu früh anzukommen und auf den Sonnenaufgang wartend, frierend auf dem Gipfel zu stehen. Um 3 Uhr ging es los, 4 Minuten später standen wir im ersten „Stau“. Extrem lustige Szenen spielen sich ab, wenn hunderte unvorbereitete Asiaten und Touristen auf einen Berg wollen. Wir wissen gar nicht, wie viele es letztlich geschafft haben, aber wir verstanden, dass wir bei deren „5 Schritte gehen, dann 2 Minuten Pause“ – Technik komplett genervt und vor allem zu spät am Gipfel ankommen würden. Also begannen wir gemeinsam mit einem sehr netten norwegischen Paar auf enger Treppe auf die Überholspur zu wechseln. Nach gut zweieinhalb anstrengenden Stunden standen wir auf dem Gipfel und blickten hinunter auf eine riesige Schlange wippender Kopflampen, die sich hinter uns den Berg hoch quälte.
Die paar warmen Klamotten, die wir nicht aus Nepal nach Hause geschickt hatten, wärmten uns leider nur ein wenig. Und war so richtig kalt und trotz Socken an den Händen war die dreiviertel Stunde bis zum Sonnenaufgang echt lang.
Der Blick war genial, Berge, das chinesische Meer, ein paar Wolken, das Leuchten der Städte und Dörfer in kleiner und großer Entfernung. Absolut super! Es heißt, man könne bis zu den Philippinen schauen, mir war zu kalt dafür (-;
Der Abstieg zur Berghütte mit Frühstück und warmer Dusche war trotz Kälte großartig. Nach einem Frühstück und zwei Stunden Power-Napping dort ging es dann zurück ins Tal. Drei weitere anstrengende Stunden und wir merkten langsam, dass 5 Stunden durchgehend bergab auf teils rutschigem und wackeligem Untergrund doch irgendwann nervt. Die Knie rebellierten ein wenig und Whitney auch.
Unten angekommen, waren wir beide mehr als zufrieden, diesen Gipfellauf gemacht und geschafft zu haben. Trotz des extrem touristischen Charakters und trotz unserer Erkenntnis, dass dieses „erst steil bergauf, dann steil bergab“ nicht ganz so spannend ist.
Die nächsten zwei Tage wurde ordentlich relaxt. Wir waren in Kota Kinabalu, der nördlichen Hauptstadt der Provinz Sabah. Eine solche Stadt hatte ich mir auf Borneo nicht vorgestellt: Einkaufszentren, massig sehr nette Restaurants, Bars und eine handvoll toller Bade- und Schnorchel-Inseln, 15 Minuten per Boot entfernt. Wir probierten alles und fanden Kota Kinabalu ein sehr schönes Städtchen!
Unser letzter Stopp in Borneo wurde für uns zu unserem Highlight: Gunung Mulu Nationalpark. Mitten drin im grünen Regenwald.
In den Nationalpark kommt man per Boot in ungewissen drei Tagen oder besser per Flugzeug. Wir nahmen den kurzen Flug in der Propeller Maschine und sahen überall tiefstes grün, Berge und windende Flüsse. Mulu bzw. alles vor dem Parkeingang ist ganz klein, das größte ist wohl die Landebahn. Vom Flughafen gibt es eine Strasse, die ca. einen Kilometer lang ist und Flughafen mit Parkeingang verbindet. Links und rechts dieser Strasse sind ein paar Stelzen-Häuser, in denen wahrscheinlich Parkarbeiter wohnen. Hier wohnten auch wir (wir waren wieder zu spät für die begrenzten Plätze im Park) und radelten täglich mehrmals mit den hauseigenen Rändern zum Parkeingang und starteten unsere Touren. Wir machten eine sehr schöne Nachtwanderung (sehr coole Stick-Insekten!), einen tollen Canopy Walk, besuchten einige der weltgrößten Höhlen und machten eine großartige Adventure Caving Tour, auf der wir uns mit Kopflampen bestückt an Racer-Schlangen und Spinnen vorbei durch ein Labyrinth von Höhlen wanderten. Anschließend ein Bad im kleinen Wasserfall oder Fluß und wir waren absolut zufrieden.
Borneo und Mulu waren ein toller Abschluß für unsere Tour durch Malaysia … weiter geht’s nach Indonesien.
P.S.
Hängen geblieben ist bei mir die interessante Geschichte zur Namensgebung des riesigen Deer Caves, dessen Eingang einen Breite von 170 Meter und Höhe von 120 Meter hat. Hier wohnen 2 – 3 Millionen Fledermäuse, die in riesigen Gruppen an der Decke hängen und jeden Abend auf die Jagd gehen. Ein Spektakel, das man von außen beobachten kann, wenn abendlich riesige Fledermaus-Schwärme aus dem Höhlenausgang herausschießen und hier von Falken attackiert werden. Jede Nacht verspeisen diese Fledermäuse auf ihrer Jagd15 Tonnen Insekten. Dann hängen sie sich schlafen, verdauen und machen AA. Resultat ist, dass der Boden der Höhle voller stinkendem Guano ist. Guano enthält Salz, was Rehe sehr gerne mögen. Die Rehe witterten und leckten das Guano (lecker!) und die schlauen Jäger hatten hier leichte Beute. Daher der Name Deer Cave. Ich hätte das Ding anders genannt.