Tibet – Bei Buddha auf dem Dach der Welt
13. Juni 2009 von Thommy
Pakora, Pokhara und Potala…schon nach einer kurzen Reisezeit sind wir ziemlich durcheinander. Das eine ist eine indische Speise, das andere eine tolle Stadt in Nepal und letzteres der bedeutende Palast in Lhasa. Hierdurch passiert es schon mal, dass man im Restaurant als Hauptgang den Palast bestellen möchte oder Nepal und nicht den Palast besuchen möchte. Anyway, Tibet war super!
Eine Reise nach Tibet ist aktuell mit einigen Auflagen verbunden. Reisen auf eigene Faust sind nicht möglich, man muss über ein Reisebüro eine nicht ganz billige Gruppenreise buchen und bei den chinesischen Behörden eine Genehmigung (Permit) beantragen. Die Beamten in Lhasa entscheiden, für wie lange sie den Aufenthalt genehmigen. Derzeit scheint es für unsere Tour nur eine Genehmigung von 8 Tagen zu geben, d.h. nach den 8 Tagen muss man dann auch raus aus Tiebet. Wir haben denen mitgeteilt, dass wir anschließend nach Yunnan in China weiterreisen wollen, so gab man uns dann großzügig 20 Tage insgesamt (8 für Tibet, 12 für den Rest). Aktuell haben wir nun das Problem, dass wir dieses Permit nicht verlängern können. Jedes „normale“ China-Touristen-Visum ist übrigens 30 Tage und lässt sich problemlos in China um weitere 30 Tage verlängern. Wenn man zunächst nach Tibet einreist, ist das aber anders. Aha!? Welcome to China-
Wir sind mit unserer sehr lustigen 15 köpfigen Gruppe von Europäern und Südamerikanern (und eine Kanadierin (-; ) zunächst zur Friendshipbridge, der nepalesisch – chinesischen Grenze, gefahren worden. Auf der dreckigen nepalesischen Seite (hier will man nicht übernachten müssen) und gut 200 Meter von der beeindruckenden Brücke entfernt, machte Whitney ein Foto von mir, im Hintergrund Brücke und unsere erste chinesische Fahne. Kurz darauf gingen wir zu den chinesischen Soldaten, die in der Mitte der Brücke an dem tatsächlich roten Grenzstrich standen und die Pässe prüften. Irgendwie alles aufregend und einschüchternd, erinnerte mich an meine ersten Russland-Reisen. Plötzlich standen drei jüngere in zivil gekleidete Chinesen neben uns. „Picture!“ sagten sie nur. Shit, schöner Start. Es folgte ein nicht amüsantes rumgedrücke auf unseren Kameras. Zum Glück konnten wir ihnen anscheinend überzeugend vorführen, dass wir die Bilder nun gelöscht haben. Sie zogen ab und wir konnten uns mit den anderen tausend Grenzübergängern durch die folgende mindestens 2 stündige Grenzabfertigung quälen. Zum Glück hatten wir beim Gesundheitscheck kein Fieber!
In den kommenden 5 Tagen ging es auf der klassischen Tibet-Route im Bus mit Übernachtungen in Nyalam, Lyatse, Xigatse und Gyantse nach Lhasa. Die ersten beiden Tage mag man nur jemandem empfehlen, der eine geringe Hygienemöglichkeit und t.w Verzicht auf Privatsphäre erträgt. Klo und Waschbecken auf dem mittigen Hinterhof teilte man mit allen anderen Gästen sowie irgendwie auch mit Anwohnern der Nachbarschaft. In Herren und Damentoilette waren die in Asien ja typischen Löcher im Boden. Hier aber gleich mehrere nebeneinander…ohne Trennwand dazwischen. Natürlich war die Außentür nicht abschließbar.
Anschließend wurde die Reise ein absoluter Volltreffer. Die Hotels waren klasse, die Sehenswürdigkeiten und die Landschaft waren absolut beeindruckend. Wir fuhren zwischen 3800 und 5100 Meter durch die tibetische Hochebene, überquerten einige mit tausenden bunter Gebetsfahnen geschmückter Hoch-Pässe und hatten super schöne Blicke auf einige der ganz Großen des Himalajas. Den Mount Everest bei Sonne und blauem Himmel bestaunen zu können war natürlich ein Highlight.
Es war ein Glücksfall, dass unsere Reise mit dem Sagya-Dawa-Fest zusammenfiel. Dieses buddhistische Fest zum Gedenken der Geburt Buddhas wird einmal jährlich im vierten Monat des tibetischen Mondkalenders gefeiert. Den ganzen Monat Essen Mönche und Gläubige kein Fleisch und beten konzentriert. Viele Gläubige pilgern hierfür zu den wichtigen Klostern in Tibet. Sie sitzen in Gruppen, beten, singen, essen und trinken gemeinsam. Bevor wir in Lhasa ankamen hatten wir das Taschilunpo- und das Palchor-Kloster besucht. Unser Guide sagte, das man hier zu anderen Zeiten außer Mönchen nur wenige Tibeter sehen würde. Aufgrund des Festes waren wir dort mit hunderten von Tibeter, Pilgerer aus ganz Tibet. Diese zu beobachten und bei den Gebeten der Mönche dabei zu sein war ein riesen Vergnügen und sehr interessant.
Getoppt wurde dies noch in Lhasa. Der Tag des Vollmonds ist der wichtigste Tag dieses Festes und dieser fiel mit unserem zweiten Tag in Lhasa zusammen. Ganzjährig sieht man die Gläubigen und Pilgerer murmelnd und ihre Gebetsmühlen drehend um die Klöster und andere heilige Städten herumwandern. In Lhasa sahen wir Tag und Nacht tausende Pilgerer, die insbesondere um den Potala Palast und auf der Barkhor Street um den Jokhang Tempel kreisten. „Prostration“ ist ein englisches Wort, dass wir hier neu lernten. Hierbei pilgern die Gläubigen quasi liegend um die Tempel herum. Sie gehen aus dem Stand zunächst auf die Knie und legen sich dann mit ausgestreckten Armen auf den Boden. In der Hand halten sie meist eine Gebetskette, die sie bei vollständiger Streckung auf den Boden legen. Anschließend stehen sie auf, gehen zwei, drei Schritte zu der vor ihnen liegenden Gebetskette, nehmen diese in die Hand und gleitet wieder bis zur vollständigen Streckung auf den Boden. Kette wieder ablegen, wieder hoch und so weiter. Nase, Kinn und Stirn werden bei jeder Streckung schutzlos auf das Kopfsteinpflaster gedrückt. Um die Knie haben viele meist irgendeinen Schutz gebunden.
Als wir abends um 23 Uhr zum Hotel gingen, sahen wir tausende Gläubige in dieser Form murmelnd um den Jokhang Tempel pilgernd. Ein atemberaubendes Bild.
Der innere Kreis um den Jokhang Tempel ist vielleicht 2,5 km lang, der äußere dauert zwei Stunden zu Fuß. Da will man sich gar nicht vorstellen, wie lange die Pilgerer benötigen, die „liegend“ voranschreiten.
Lhasa gefiel uns besonders gut. Tolle Landschaft mit den Bergen im Hintergrund und viele nette Menschen auf der Strasse. Lächelt oder grinst man sie an, bekommt man meistens ein freundliches Lächeln zurück. Der Bazar auf der Barkhor Street ist ein großes Einkaufsvergnügen. Es ist zwar teurer als Nepal, aber im Vergleich mit von zu Hause gewohnten immer noch ein Schnäppchen. Wer Spaß am Handeln hat, kann hier sein Vergnügen haben oder genervt weglaufen. Fragt man nach einem Preis (und Whitney hat bestimmt nach den Preisen von 300 Ohrringen gefragt), bekommt man erstaunliche Antworten. Und immer viel zu teuer. Ist 120 NPR der vom Verkäufer erstgenannte Preis, so ist es nicht ungewöhnlich, dass man unter großem Lachen und Kopfschütteln 9 NPR in den Taschenrechner tippt. Unter noch lauterem Lachen und „No, no, no“ wird man nach dem best Preis gefragt. Beide Seiten geben viele Male ihren (neuen) „Best Price“ ab, es wird viel gelacht und am Ende einigt man sich. Bei unserem Beispiel (Ohrringe für 120 NPR Erstanfrage) waren es schließlich 12 NPR
Und die Abende: Bei Bierpreisen von ca. 0,5 € für eine große Flasche und einigen sehr leckeren Restaurants, die indische, tibetische und chinesische Küche anbieten, sind Abende mit ner netten Gruppe natürlich ein riesen Spaß!
Die massive Militär- und Polizeipräsenz insbesondere in Lhasa war eine negative Seite und uns ein Dorn im Auge. Dass unser englisch sprechende tibetische Guide ein Witz war, hatten wir erwartet. Dank ausreichender schriftlicher Infos bekamen wir immer alle Infos, die wir brauchten und haben wollten.
Wir würden wieder nach Tibet fahren und wir haben schon einige Routen in und durch Tibet im Kopf, die anstehen könnten, sobald die Reisesituation in Tibet wieder leichter ist.
Hallo ihr beiden! Ich hoffe ihr habt eure „FREE TIBET“ T-Shirts in Tibet gelassen (-:
Schöne Webside ihr Schnecken!
Gruß
Stefan